Die Dinkelzüchtung auf dem Gut Mönchhof in Deutschland (Meissner) und in Feldbach verfolgt das Ziel, die Dinkel-Vielfalt auf den Äckern zu erweitern. Gezüchtet werden gesunde, vitale Pflanzen mit guter Standfestigkeit für mittlere bis extensive Lagen, die auch für die menschliche Ernährung hinsichtlich Bekömmlichkeit und Qualität den höchsten Ansprüchen genügen.

Wofür unsere Dinkelsorten stehen:

  • Copper, Gletscher, Edelweisser, Serpentin und Raisa sind Sorten mit typischer Dinkel-Qualität aus biologisch-dynamischer Züchtung.
  • Unser Motiv: Diversität erweitern, Qualität bewahren.

Bei den genannten Sorten wurde kein Weizen eingekreuzt. Als Kreuzungseltern verwendeten wir eigene Zuchtlinien, alte Landsorten und Handelssorten, welche unseren Ansprüchen genügen. Deren Entstehungsgeschichte ist uns nicht immer im Detail bekannt.

Warum die gzpk nicht mit Urdinkel-Sorten und weizenfreier Genetik wirbt:

  • Ur-Dinkel ist kein definierter Begriff. Meist ist damit Oberkulmer Rotkorn gemeint. In der Schweiz ist UrDinkel ein geschützter Markenname, den wir nicht benutzen dürfen.
  • Laut Entstehungsgeschichte ist Dinkel aus einer Kreuzung von Emmer und einem Weichweizen entstanden. Deshalb ist per se Weizen im Genom enthalten und dennoch ist daraus die einzigartige Qualität entstanden, die wir heute am Dinkel schätzen. Dies schliesst sich nicht aus.
  • Die Genetik sagt nichts über die besondere Verträglichkeit aus.

Die Besonderheit des Dinkels und wie wir diese in der Züchtung berücksichtigen

Die alten Sorten entstanden in einer Zeit, wo die Erforschung des Genoms keine Rolle spielte, dennoch sind genau aus dieser Zeit Sorten mit einer einzigartigen Qualität, Bekömmlichkeit und Schmackhaftigkeit entstanden. Die Landwirte und Züchter waren in der Lage durch wache Beobachtung die besten Pflanzen zu selektieren.

Genau an diese Tradition knüpft die gzpk an. Der in diese Richtung ausgebildete Züchterblick hilft uns den Dinkel in eine Richtung weiter zu entwickeln, welche die Besonderheiten der Kulturpflanze berücksichtigt. Diese drückt sich neben der spezifischen Qualität in physiologischen, wachstumsdynamischen und morphologischen Merkmalen aus. Als Beispiele sind zu nennen: Pflanzenvitalität, Blatthaltung und -form, Blattfarbe und Glanz der Blätter, Ährenhaltung und -form, Beginn der Ausreifung, Art und Dauer der Ausreifung, Intensität der Ausreifung, bzw. Intensität der Halmfärbung, Spelzenschluss, Spindelbrüchigkeit, längliche Kornform, etc.. Die intensive Halmfärbung bei der Abreife ist sehr dinkelspezifisch!

Auch auf Laborebene lässt sich die dinkeltypische Qualität wie folgt charakterisieren:

  • Weicher Kleber, bzw. schwächere Farinogramme als Weizen
  • Höhere Feuchtkleberwerte als Weizen
  • Niedrige Sedimentationswerte (Zeleny um 20-50 ml)
  • Höhere Proteinwerte als Weizen
  • Schwächere Extensogramme als Weizen

Als positiv bewerten wir wenn unsere Sorten folgende zusätzliche Merkmale aufweisen:

  • hohe Kernausbeute
  • hohe Mehlausbeute
  • etwas stabilere Teige im Vgl. zu Oberkulmer
  • hohe Wasseraufnahme
  • höheres Backvolumen
  • Schmackhaftigkeit

Neben den genannten dinkelspezifischen Besonderheiten erfassen wir alle gängigen agronomischen Merkmale wie Ertrag, Krankheitsanfälligkeit, Standfestigkeit, Bodenbedeckung, Ährenschieben, Pflanzenlänge etc. Dies ergibt ein Gesamtbild welches unsere Entscheidungsgrundlage für eine Sortenanmeldung bildet.

Daraus lässt sich ableiten, warum wir bei der Selektion keine genetischen Daten heranziehen, sondern unseren Fokus auf die Wachstums-, Ausreifungsprozesse und Qualität legen, denn wir meinen, dass es genau diese sind welche das Dinkelspezifische abbilden. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt die molekulargenetische Charakterisierung von Dinkel keine Rückschlüsse auf die besondere Qualität, bzw. Verträglichkeit zu.

Warum wir eine Dringlichkeit sehen, den Dinkel weiter zu entwickeln

Neben den agronomischen Herausforderungen, welche die heutige Zeit an die Kulturpflanzen stellt, ist beim Dinkel vor allem der Verlust an Vielfalt hervorzuheben.

Durch den Rückgang des Dinkelanbaus im letzten Jahrhundert ist ein enormer Verlust an genetischer Diversität entstanden. Die erhaltenen Muster in den Genbanken sind nur ein kleiner Ausschnitt einer einstmals grossen Vielfalt. Die Sortenvielfalt im Anbau ist immer noch gering und die genetische Basis schmal. Dies führt zu einem anfälligen System im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft (Veränderung der Krankheitserreger, veränderte Anbausysteme, Klimawandel, Veränderungen in der Verarbeitung etc.).

Das Dinkel-Zuchtprogramm der gzpk ist über 30 Jahre alt, d.h. im Laufe der Zeit ist ein einzigartiger Genpool entstanden. Dieser ist ein wichtiger Baustein, um den Fortbestand der Kulturpflanze zu sichern. Ein Fokus liegt daher ganz klar auf der Erweiterung der genetischen Vielfalt um die Zukunft der Kulturpflanze nicht zu gefährden.

Ein weiteres dinkelspezifisches – oft unterschätztes – Problem kommt hinzu: Auch die Diversität der Züchterhäuser ist sehr schmal, dies bedeutet, dass sich nur wenige Menschen um den Fortbestand der Kulturpflanze kümmern. Zusammen mit der Landessaatzuchtanstalt Hohenheim und dem CRA-W in Belgien gehört die gzpk zu den weltweit grössten Dinkelzüchtern und die gzpk führt das einzige ökologische Zuchtprogramm.

Wir empfinden eine Verantwortung gegenüber der Kulturpflanze Dinkel und das heisst für uns sie respektvoll weiter zu entwickeln, um in Zukunft weiterhin diese schöne Kulturpflanze anbauen zu können.